Dieser einzigartige Fisch wird im Inn und anderen Donauflüssen bald nicht mehr vorkommen, wenn nicht rasch Gegenmaßnahmen getroffen werden. Eine Studie der Universität für Bodenkultur Wien zeigt die Dramatik deutlich auf.
Der Huchen, auch Donaulachs genannt, stirbt vor unsere Haustüre aus. Die Bestände sind größtenteils in einem schlechten Zustand. Die besondere Dramatik: der Huchen lebt ausschließlich im Donauraum und in den wichtigen Zuflüssen. In Tirol sind das der Inn, Ziller, Großache und die Drau. Ein „Import“ von Huchen ist also nach dem Aussterben nicht mehr möglich. Jetzt müssen dringend Maßnahmen gesetzt werden, um das weltweite Verschwinden dieser Art zu verhindern. Konkret geht es um umweltschonende Nutzung der Wasserkraft, Lebensraumverbesserungen und vor allem auch um ein Management der stark angestiegenen Fischräuber wie Fischotter oder Kormoran.
Die Studie der Universität für Bodenkultur lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Auf 170 Seiten listen die Autoren rund um Univ. Prof. DI Stefan Schmutz penibel auf, wie der einst weit verbreitete Huchen immer seltener geworden ist und sich kaum noch vermehren kann. Früher lebte der Huchen in mehr als 250 Flüssen in Bayern und Österreich. „Heute finden wir Populationen in sehr gutem Zustand nur noch in 0,7% des ursprünglichen Verbreitungsgebietes“, sagt Schmutz. Schon bei früheren Untersuchungen wurden in Tirol an 71 Prozent der ausgewerteten Aufnahmen an Huchengewässern überhaupt kein Huchen mehr gefunden.
Wasserkraft und Fischräuber als Ursachen
Die Uhr steht also auf 5 vor 12. Aber warum ist der Huchen kurz vor dem Aussterben? Die Autoren der Studie machen folgende Ursachen aus:
- Wasserkraft mit allen negativen Folgewirkungen, insbesondere die in Tirol besonders oft vorkommenden künstlichen Wasserstandsschwankungen (Schwall-Sunk-Ereignisse). Einen weiteren Ausbau der Wasserkraft sehen die Forscher sehr kritisch, bestehende Anlagen müssen zudem deutlich ökologisiert werden.
- Flussregulierungen, die den Huchenlebensraum und Laichplätze degradieren und die Fischwanderung behindern. Es braucht mehr und größere Flussrenaturierungen.
- und nicht zuletzt die ungebremst steigende Zahl von Fischräubern, wie dem Fischotter, dem Gänsesäger und dem Kormoran. Aufgrund der akut kritischen Situation der Huchenbestände wird eine sofortige Regulation der Fischräuber gefordert.
Vor diesem Hintergrund und den erschwerten Umweltbedingungen hat der Huchen kaum Chancen als Art zu überleben. Dabei geht es nicht nur um den Huchen selbst – denn er ist auch ein wichtiger Indikator für den Zustand unserer Gewässer insgesamt. Als Endglied in der Nahrungskette zeigt er auf, wie es um das Ökosystem in einem Fluss steht. Gibt es dort wenig Fische, dann leben dort auch wenig Huchen.
Jetzt schnelle und wirksame Maßnahmen umsetzen
Gründe genug, schnell und wirksam zu reagieren. Gefordert ist jetzt die Politik, die bei der Nutzung der Wasserkraft klare Regeln im Interesse des Fischbestandes aufstellen und sich auch endlich zu einem Management der Fischräuber, insbesondere des Fischotters, durchringen muss. „Artenschutz darf jedenfalls nicht an der Wasseroberfläche enden,“ sagt Zacharias Schähle, Geschäftsstellenleiter des Tiroler Fischerverbandes. „Wenn jetzt nicht reagiert wird werden wir den majestätischen Huchen unwiederbringlich verlieren. Die Studie zeigt zudem klar auf was zu tun ist, die Fakten liegen am Tisch.“
Die Politik hat aus Sicht des Fischereiverbandes hier eine große Verantwortung, wenn unsere Kinder den Huchen als Tiroler Fischart später nicht nur noch auf Bildern sehen sollen.
Studie: Der Huchen stirbt aus – was tun?
Die Studie der Universität für Bodenkultur Wien steht hier zum Download bereit.