Weil kein Restwasser abgegeben wird, verschwindet der Fluss auf einem Kilometer Länge ab der Staumauer. So wird ein wertvolles Artenschutzprojekt – die Ansiedlung der bedrohten Tiroler Urforelle – zunichte gemacht. Dabei sieht die EU-Wasserrahmenrichtlinie generell eine ausreichende Restwassermenge vor!
Christoph Dornauer, der Fischer am betroffenen Abschnitt des Ziller, ist nach wie vor fassungslos: „Es ist erschreckend wie rücksichtslos mit dem Fluss umgegangen wird und wie der Verbund als Kraftwerksbetreiber das Sterben der Fische und anderer Bachlebewesen einfach hinnimmt!“
Auf mehr als einem Kilometer Länge ist der Ziller nur noch ein trockenes Bachbett. Dabei gilt er eigentlich als Hauptlebensader des Zillertales und liegt im Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen. Dornauer ist auch deshalb empört, weil mit der Trockenlegung des Zillers sein mühsam aufgebautes Artenschutzprojekt wortwörtlich den Bach hinuntergegangen ist. Gemeinsam mit dem Aufsichtsfischer setzt er sich für die Wiederansiedelung der bedrohten Tiroler Urforelle ein. Bemühungen, die jetzt durch das fehlende Restwasser zunichte gemacht worden sind.
EU-Wasserrahmenrichtlinie fordert Restwasser
Seit über 20 Jahren gibt es die EU-Wasserrahmenrichtlinie und sie ist auch in Österreich umzusetzen. Die Richtlinie sieht klar vor, dass bei Wasserkraftwerken genügend Restwasser in den Bächen verbleiben muss. Leider erfolgt die Ökologisierung von alten Bescheiden oft sehr schleppend, wie das Beispiel Ziller zeigt.
Dass ausgerechnet ein Unternehmen wie der Verbund – das zu großen Teilen im Besitz der öffentlichen Hand ist – hier mit schlechtem Beispiel vorangeht, ärgert Zacharias Schähle vom Tiroler Fischereiverband besonders: „Betreiber und Politik sprechen gerne von der naturverträglichen und grünen Wasserkraft in Tirol. Wie trockene und tote Bachläufe zu diesen Aussagen passen sollen, ist für uns Fischerinnen und Fischer ein Rätsel!“
Dabei ist der ausgetrocknete Ziller kein Einzelfall. Es gibt durchaus weitere Wasserkraftwerke in Tirol, an denen die Betreiber immer noch keinen Tropfen Wasser an den Bach abgeben und Bachabschnitte dann einfach austrocknen. „Damit das Ökosystem eines Baches mit all seinen Lebewesen funktioniert, braucht es selbstverständlich genügend Wasser“, erklärt Schähle.
Restwasserabgabe muss selbstverständlich sein
Der Verbund setzt bei anderen Standorten umfassende ökologische Maßnahmen um, die dem Fischbestand zugutekommen. Der Tiroler Fischereiverband erwartet sich, dass der Verbund auch in Tirol hinkünftig mit gutem Beispiel vorangeht und dem Ziller u. a. genügend Restwasser zugesteht. „Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass bei allen Kraftwerken in Tirol ausreichend Restwasser abgegeben wird, hier darf keine Zeit mehr vergeudet werden“, befindet Schähle.