In Zusammenarbeit mit dem Land Tirol, dem WWF Österreich, der Gemeinde Schlitters und dem Tiroler Fischereiverband startete Mitte Jänner im Rahmen des EU-Interreg-Projektes INNSieme die Renaturierungsmaßnahme am Schlitterer Gießen und wurde Anfang März fertiggestellt.
Warum eine Renaturierung am Schlitterer Gießen?
Die Fischbestände des Inn und seiner Zubringer befinden sich vielerorts in einem besorgniserregenden Zustand. Die Einengung des Gewässerbettes, zahlreiche harte Uferverbauungen und Folgewirkungen von Wasserkraftwerken führten im letzten Jahrhundert dazu, dass es vielen Fischarten an nötigen Teillebensräumen und Laichplätzen fehlt. Des Weiteren sind viele Zubringer vom Hauptfluss abgeschnitten. So war auch der Schlitterer Gießen, welcher in den Ziller mündet, für Fische nicht ganzjährig passierbar.
Umsetzung
Durch die Errichtung einer Mittelwasserbuhne im Mündungsbereich und die Etablierung einer Tiefenrinne, soll hinkünftig eine ganzjährige Fischpassierbarkeit gewährleistet sein. Durch strukturelle Verengungen im unteren Abschnitt des Gießens wird die Fließgeschwindigkeit an mehreren Stellen erhöht und so abgelagerte Feinsedimente und Schlamm abtransportiert. Diverse Fischunterstände, Aufweitungen, ein pendelnder Bachlauf und eine Breiten- und Tiefenvielfalt sorgen für die nötige Strukturvielfalt und neue Laichplätze. Davon werden vor allem Äschen, Forellen und Kleinfischarten profitieren, welche im renaturierten Abschnitt neue Teillebensräume vorfinden.
Seitengewässer als Lebensadern für Fische
Während früher mehr als 30 verschiedene Fischarten im Tiroler Inn nachgewiesen wurden, kommen heute nur noch wenige heimische Arten in größeren selbsterhaltenden Beständen vor. Darunter befindet sich z. B. die Äsche, wobei auch bei dieser Art bestandsstützende Maßnahmen – wie das Aussetzen von Eiern oder Jungfischen – notwendig sind. Der Inn und der Ziller sind durch unnatürliche Wasserstandsschwankungen, verursacht durch die Wasserkraft, stark belastet und ihrer natürlichen Gewässerdynamik beraubt.
„Viele der im Inn und Ziller vorkommenden Fischarten suchen die oftmals klaren und schützenden Seitengewässer auf, die den Jungfischen als Kinderstuben dienen und Ausweichlebensräume für größere Fische darstellen. Deshalb ist es wichtig, die Anzahl an fischpassierbaren und strukturreichen Seitengewässern durch einen naturnahen Rückbau wieder zu erhöhen“, erklärt Zacharias Schähle vom Tiroler Fischereiverband.