Neue Studie belegt: Reifenabrieb hochtoxisch für Wasserorganismen

Nicht nur Fische, sondern auch deren Nahrungsgrundlage ist vom Giftcocktail betroffen.

Neben den besser bekannten, offensichtlichen Bedrohungen für die Gewässerlebensräume, machte der Tiroler Fischereiverband bereits 2021 in einem Artikel auf die unsichtbare Umweltgefahr aufmerksam, die von den hochtoxischen Stoffen aus dem Abrieb von Reifen ausgeht. Eine neue Studie vom Senckenberg Biodiversität und Klimaforschungszentrum Frankfurt widmet sich nun wieder diesem Giftcocktail, der über Straßenabwässer und Räumschnee in die Gewässer gelangt und tödliche Auswirkungen auf unsere heimischen Fische haben kann. Die Forschenden zeigen nun, dass auch andere wichtige Wasserorganismen durch das Partikelgemisch aus Reifenabrieb beeinträchtigt werden – mit indirekten Folgen auf die Fischfauna.

Das Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Dr. Markus Pfenninger hat untersucht, wie sich der Abrieb von Autoreifen auf Süßwasser-Ökosysteme auswirkt. Die Studie, veröffentlicht in Science of The Total Environment, zeigt, dass die giftigen Teilchen, die durch den Verschleiß von Reifen entstehen, eine große Gefahr für Wasserlebewesen darstellen. Besonders betroffen sind die Larven der Zuckmücke, die eine wichtige Rolle in Gewässern spielen, z.B. als Nahrungsgrundlage für viele heimische Fischarten. Der Reifenabrieb beeinträchtigt ihr Überleben, ihre Entwicklung und beeinflusst sogar die Fortpflanzung.

Diese Abriebpartikel bestehen aus einer Mischung von Mikroplastik, Chemikalien, Ölen und Metallen. Allein in Deutschland gelangen jedes Jahr über 20.000 Tonnen dieses schädlichen Materials in die Gewässer, hauptsächlich durch Regenwasser von Straßen. In Experimenten stellten die Forschenden fest, dass das kontaminierte Sediment die Sterblichkeit der Zuckmückenlarven um fast 30 % erhöhte und ihre Fortpflanzungsfähigkeit deutlich reduzierte. Zusätzlich waren die Larven schädlichem oxidativem Stress ausgesetzt, was das Wachstum der Population verringerte.

Besonders alarmierend ist, dass die durch den Reifenabrieb verursachten Fortpflanzungsschäden möglicherweise über mehrere Generationen hinweg bestehen bleiben könnten. Die Schadstoffe in den Abriebpartikeln reichern sich in den Körpern der Tiere an und können durch die Nahrungskette weitergegeben werden, was die Süßwasser-Ökosysteme zusätzlich belastet.

Die Studie fordert, die Umweltbelastung durch Reifenabrieb zu verringern, um die Gewässer und die biologische Vielfalt zu schützen, da die Schadstoffe in Kombination eine größere Gefahr darstellen als einzeln.