Rund 60 Prozent der heimischen Fischarten sind bereits gefährdet und die Universität für Bodenkultur (BOKU) stellt fest, dass nur mehr 15% der untersuchten Gewässerstrecken in Österreich einen sehr guten ökologischen Zustand aufweisen. Die Studie im Auftrag des WWF ergab zudem, dass die dringend notwendigen Rückzugsräume für gefährdete Arten nur mangelhaft oder gar nicht vor weiterer Verbauung und Zerstörung geschützt sind.
Bereits im Herbst 2019 warnten führende WissenschaftlerInnen eindringlich vor dem weltweiten Artenrückgang in Fließgewässern und stellten klar, dass jeder (nicht nur FischerInnen) davon betroffen sein wird. Seit 1970 ist der Artenreichtum von Süßwasserlebewesen weltweit um 83% in einem beängstigenden Tempo zurückgegangen. Thomas Hein, Institutsvorstand für Hydrobiologie und Gewässermanagement an der BOKU, stellte klar, warum hier rasch gegengesteuert werden muss: „In einem Ökosystem wie dem Fließgewässer trägt jedes einzelne Lebewesen seinen Teil zur Balance des Ganzen bei. Der laufende Verlust von Kleinstlebewesen, Insekten und Fischen destabilisiert langfristig unsere Gewässer, und damit ihre Funktionen und essentiellen Leistungen, die sie für uns Menschen erbringen.“
Die nun erschienene BOKU-Studie analysierte die Situation in Österreich und brachte zu Tage, dass nur mehr 15% der untersuchten Gewässerstrecken einen sehr guten ökologischen Zustand aufweisen und nur 17% des gesamten Gewässernetzes ohne Hindernisse frei fließen.
Das wiederum hat gravierende Folgen für die Flussbewohner. So ist das ehemalige Verbreitungsgebiet des stark gefährdeten Huchens, auch Donaulachs genannt, auf die Hälfte geschrumpft. Bei der ohnehin bedrohten Äsche hat sich gezeigt, dass nur 16% ihrer intakten Bestände vor weiteren Verschlechterungen streng geschützt sind.
Laut WissenschaftlerInnen sind als Ursachen für die Bestandseinbrüche bei den Flussbewohnern insbesondere die naturfernen Verbauungen der Gewässer und die Wasserkraftnutzung zu nennen.
Andreas Bachler, Landesobmann des Tiroler Fischereiverbandes, weiß zu berichten, dass die Situation in Tirol leider keineswegs besser ist. Er appelliert daher eindringlich an die Politik auf Landes- und Bundesebene den Gewässerschutz endlich ernst zu nehmen und das Artensterben zu stoppen. „Wenn wir unseren Kindern lebendige Bäche und Flüsse übergeben wollen, dann muss die Politik endlich großräumige Gewässerrenaturierungen umsetzen und den Wasserkraftausbau mäßigen. Aber auch der unkontrollierten Ausbreitung von Fischräubern, wie z. B. Fischotter und Kormoranen, muss durch ein maßvolles Management Einhalt geboten werden“, zeigt sich Bachler besorgt.
BOKU-Studie „Ausweisung wertvoller Gewässerstrecken in Österreich und deren Schutzstatus“