INNsieme: Mit Schaufel und Spitzhacke Lebensräume schaffen

Unter dem Motto „Gemeinsam für den Inn“ kann der Tiroler Fischereiverband auch in der Fortsetzung des erfolgreichen EU-Interreg Projektes INNsieme (2019 – 2022) – „INNsieme connect“ – Teil eines umfangreichen Gewässerschutzpaketes sein. Dabei handelt es sich um ein von der Europäischen Union kofinanziertes Projekt im Rahmen des Förderprogrammes Interreg Bayern-Österreich 2021-2027.

Im Projekt sollen nicht nur der Inn selbst, sondern auch seine Zubringer mitberücksichtigt werden, da vor allem diese als Laichgebiete für Äschen und Bachforellen dienen. Diese Fischarten benötigen sauberen, gut durchströmten und lockeren Kiesgrund für eine gute Ei- und Larvenentwicklung. Viele Nebengewässer sind jedoch stark degradiert und der Kiesgrund durch Feinsedimente (z.B. aus der Landwirtschaft oder der Wasserkraft) verstopft. Eine einfache, aber wirkungsvolle Methode kann daher das Auflockern des Kiesgrundes sein, um die Bedingungen zu verbessern. Durch die Bearbeitung der Gewässersohle können Feinsedimente ausgespült und Laichplätze reaktiviert werden.

Neben mehreren anderen Projektpartnern ist auch die Technische Universität München (TUM) im aktuellen INNsieme-Projekt mit an Bord, wodurch die Maßnahmen wissenschaftlich begleitet werden können. Dr. Joachim Pander, Arbeitsgruppenleiter am Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie, organisierte für die Studierenden der TUM eine Lehrveranstaltung, in der Sedimentuntersuchungen vor und nach der Aufbereitung des Gewässergrundes durchgeführt wurden. In Absprache mit dem Projektteam und dem Bewirtschafter wurde ein kleiner Bach in der Nähe von Brixlegg als Kursort dafür ausgewählt, der als Äschen- und Bachforellenlaichplatz bekannt, jedoch qualitativ verbesserungswürdig ist.

Hier wird die Gewässersohle mit flüssligen Stickstoff untersucht.
Fischer und Studierende graben die Gewässersohle um. Um diese zu untersuchen und Laichplätze zu schaffen.

Die Studierenden untersuchten den Kiesgrund mittels verschiedenster Messinstrumente auf deren Eignung als Laichhabitat. Schnell wurde klar – passender Kies ist vorhanden, aber begleitet von deutlich zu viel Schlamm und damit schlechter Sauerstoffversorgung.

Mit vereinten Kräften wurde mit Spitzhacken und Schaufeln das Sediment etwa eine Stunde lang umgegraben. Die Messungen im Anschluss an die „Säuberung“ des ca. 10 m langen Abschnittes zeigten bereits deutlich bessere Werte, z.B. hinsichtlich der Sauerstoffversorgung im Kieslückenraum sowie der Schlammbelastung.

Durch die Einbringung von Bachforelleneier in speziellen Boxen wird nun bis ins Frühjahr untersucht, inwiefern die Maßnahme tatsächlich die Laichplatzeignung verbessern konnte. Jedenfalls wurde aber durch die Maßnahme deutlich, dass bereits einfaches Umgraben des verschlammtes Bachgrundes zu einer deutlichen Qualitätsverbesserung eines Laichplatzes, zumindest kleinräumig, führen kann. Für den Fischbestand kann dies aber einen großen Unterschied machen, da die natürliche Vermehrung so deutlich gesteigert werden kann.

INNsieme

  • Projektlaufzeit: Juli 2023 – Juni 2026
  • Projektbudget: rund 1,8 Millionen Euro
  • Kofinanzierung: Interreg Bayern- Österreich 2021-2027, Land Tirol Abteilung Umweltschutz und Tiroler Fischereiverband
  • Partner/Beteiligte: WWF Österreich (Lead), Verein Natopia, Landkreis Rottal-Inn, Naturium am Inn, Technische Universität München (Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie), Tiroler Fischereiverband, Verbund Innkraftwerke GmbH, Österreichisch Bayerische Innkraftwerke AG und Innwerk AG

Projektziele

  • Bis 2026 haben sich die Lebensbedingungen für gefährdete Tier- und Pflanzenarten am Inn messbar verbessert.
  • Das Netzwerk an Biodiversitätshotspots am Inn ist verdichtet und funktional besser verbunden.
  • Die Bevölkerung des Inntales ist über den Naturraum Inn informiert und wirkt an dessen Erhaltung mit.

Maßnahmen

  • Neun Maßnahmen zu Geschiebe- und Sedimentmanagement (wichtig für die Sanierung von Kieslaichplätzen)
  • Planung von drei Renaturierungen im Rahmen partizipativer Beteiligungsprozesse
  • Kommunikation und Umweltbildung: Schulungen und Workshops, 60 Schulaktionen, zwei Flusserlebnistage und zwei INN-Dialogveranstaltungen.
  • Nähere Informationen gibt es auch auf www.innsieme.org