Schild Bundesverwaltungsgericht

Kraftwerksprojekt Imst-Haiming vor nächster Verhandlungsrunde – klare Forderung für die bessere Umweltoption

Beim Bundesverwaltungsgericht ist am kommenden Donnerstag und Freitag (04. und 05.07.) die nächste Verhandlung zum geplanten Inn-Kraftwerk Imst-Haiming angesetzt. Zuvor hatten die Richter festgestellt, dass das Kraftwerk in der vorgelegten Form nicht genehmigungsfähig ist. Aus Sicht des Tiroler Fischereiverbandes (TFV) geht es jetzt darum, die vorgeschlagenen Verbesserungsmaßnahmen verbindlich festzulegen, um den Fischbestand ausreichend zu schützen. So haben die vom Gericht beigezogenen Sachverständigen in ihren Gutachten u. a. keinen Zweifel an der Notwendigkeit eines größeren Schwallausgleichsbeckens in Haiming gelassen.

Die Bedenken der Fischereiberechtigten und des Landesfischereiverbandes beziehen sich vor allem auf die bekannte Schwall-Sunk-Problematik, die bei Wasserkraftwerken auftritt. „Dabei handelt es sich um künstlich herbeigeführte, starke Wasserstandsschwankungen, die den Fischbestand massiv gefährden,“ erklärt Andreas Schiechtl, Landesobmann des Tiroler Fischereiverbandes. Bei dem an und für sich sinnvollen Kraftwerksprojekt Imst-Haiming wäre es aus Sicht des Fischereiverbandes und der unabhängigen Sachverständigen leicht möglich, diese Schwall-Sunk-Ereignisse durch ein entsprechend groß dimensioniertes Schwallausgleichsbecken zu dämpfen und so viele Fische vor dem Tod zu retten. Die TIWAG plant jedoch den Bau eines kleineren Beckens, obwohl das größere Becken nicht einmal mehr Fläche beanspruchen würde. „Wenn schon unsere Gewässer für den europäischen Strommarkt belastet und damit beachtliche Gewinne erzielt werden, dann sollte es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, die Umweltschäden in Tirol so gering wie möglich zu halten,“ ist Andreas Schiechtl überzeugt. Bei Realisierung eines zu kleinen Beckens würde man – so das Gutachten – in Kauf nehmen, dass das Fischsterben im Inn ab Haiming weitergeht. Die Forderung des Fischereiverbandes ist daher ganz klar: In Haiming muss ein entsprechend großes Ausgleichsbecken gebaut werden! Mit dem kürzlich eröffneten Ausgleichsbecken in Silz ist die TIWAG mit gutem Beispiel vorangegangen und hat ein ausreichend großes Becken errichtet.

Ökologische Maßnahmen von Anfang an umsetzen

Die TIWAG hat zuletzt argumentiert, dass man jetzt ein kleineres Becken baut, um dann später „nachzurüsten“ – auch in Zusammenhang mit dem geplanten Ausbau im Kaunertal. Doch ob dieses Kraftwerksprojekt je umgesetzt wird, ist mehr als unsicher. Ein „Nachrüsten“ des Beckens zu einem späteren Zeitpunkt ist auch deshalb unrealistisch und wirtschaftlich nicht sinnvoll, weil erneut eine Baustelle eingerichtet und das Kraftwerk außer Betrieb genommen werden müsste. Daher ist aus Sicht des Tiroler Fischereiverbandes der Bau eines angepassten Beckens alternativlos. Zudem haben die Gutachten gezeigt, dass in der geplanten Restwasserstrecke mehr Wasser verbleiben und die Abgabe des Raftingwassers langsamer erfolgen muss, um das tödliche Stranden von Fischen endlich beenden zu können.

aufgrund von Wasserkraft gefundene tote Koppe

Appell: Fischleid stoppen

Der Fischereiverband lehnt das Kraftwerksprojekt keinesfalls pauschal ab. Ökologische Verbesserungen sind aber unumgänglich und auch durchaus umsetzbar, hält Andreas Schiechtl fest: „Von unserer Seite aus ist das ein klarer Appell an die TIWAG und den Eigentümervertreter LH Anton Mattle. Erst vor kurzem wurde in der TIWAG-Satzung konkret festgehalten, dass die Stromproduktion umweltverträglich zu erfolgen hat. Und jetzt will man aus strategischen Überlegungen das Fischsterben nicht beenden? Die TIWAG ist für den Schwall im Oberland verantwortlich. Es gibt keine energiewirtschaftlich relevanten Einbußen, es ist kein größerer Flächenverbrauch notwendig. Wir gehen davon aus, dass der Landeshauptmann die TIWAG überzeugen wird können, sich für eine Win-Win-Situation zu entscheiden und dem Fischleid auf einer weiten Innstrecke ein Ende zu setzen.“

Zacharias Schähle, Gewässerökologe und Geschäftsstellenleiter TFV:
„Die künstlichen Wasserstandsschwankungen, verursacht durch die Wasserkraftwerke, sind die Ursache für das qualvolle Stranden von Fischen und anderen Wassertieren. Durch den jahrzehntelangen Schwall-Sunk-Betrieb, ohne entsprechende Umweltauflagen, wurden die Fischbestände am Inn massiv beeinträchtigt. Die Politik spricht gerne von der Wasserkraft im Einklang mit der Natur. Wenn das keine leeren Wortphrasen sein sollen, muss jetzt zumindest das größere Becken errichtet werden und mehr Wasser in der geplanten Restwasserstrecke verbleiben. So könnte das unsägliche Fischleid auf einer weiten Innstrecke endlich beendet werden. Das wäre man dem Inn, der schließlich eine bedeutende Lebensader und unser Landesfluss ist, schuldig“, resümiert Zacharias Schähle.