Warum Totholz in einen See einbringen? Weshalb Strukturen verbessern? Warum dies in manchen Seen notwendig sein kann, erklärt Geschäftsstellenleiter Zacharias Schähle, MSc MBA in diesem Video:
Warum Totholz einbringen?
In intakten Fließgewässern und Seen ist Holz eigentlich ausreichend in vielfacher Form vorhanden: Zweige, Äste, Wurzelstöcke und ganze Baumstämme schaffen wertvolle Strukturen und Teillebensräume für Fische und andere Wassertiere.
Seen sind zudem artenreicher, wenn sie großräumig viele verschiedene Strukturen bieten können. Neben Unterwasserpflanzen, Schilfzonen und Ufervegetation spielt Totholz eine enorme Rolle. Die meisten unserer Gewässer leiden aber unter einem notorischen Mangel an Totholz, u. a. aufgrund von Gewässerverbauungen, Siedlungsbau und flächendeckenden Rodungen. Neben der Aktivierung der natürlichen Prozesse, kann das Einbringen von Totholz eine nachhaltige Verbesserung darstellen.
Was bewirkt nun das Totholz und wer profitiert davon?
Grundsätzlich profitieren von solchen Strukturen die unterschiedlichsten Tiere entlang der gesamten Nahrungskette. Sie dienen Insektenlarven und Kleinkrebsen als Nahrung, die wiederum eine wichtige Nahrungsgrundlage für Fische darstellen. Zudem bieten Totholzstrukturen Versteckmöglichkeiten für Jungfische, man kann sie auch als Kinderstuben der Fische bezeichnen. Totholzstrukturen sind aber auch wichtige fischökologische Funktionsräume, so stellen sie z. B. auch Laichplätze dar und je nach Volumen der Strukturen sind sie auch Einstände für größere Fische. Je nach Gewässertyp können Totholzstrukturen auch zu einer Beschattung der Gewässer beitragen, in Zeiten des Klimawandels und Wassertemperaturerhöhungen wichtiger denn je. So gilt in vielen Fällen: je höher der Totholzanteil eines Gewässers, desto mehr Fische sind grundsätzlich vorhanden.
Nachhaltig Fischlebensraum schaffen
In dem wir neuen Fischlebensraum schaffen sowie Revitalisierungen und Renaturierungen an unseren Gewässern vorantreiben, können wir Fischbestandsstützungen und Erhöhungen der Bestände erzielen. Der Grund dafür liegt in der „Tragfähigkeit“ (bzw. Carrying Capacity) der Lebensräume. Die maximale Fischbestandsgröße wird am Ende des Tages durch limitierende Ressourcen wie Unterstände, Laichplätze, Futterangebot etc. bestimmt. Durch Schaffung und Reaktivierung von Teillebensräumen unter Wasser, kann diese Limitierung nach oben verschoben und so nachhaltig höhere und stabilere Fischbestände erzielt werden. Übermäßiger Fraßdruck durch Fischräuber, wie z. B. Fischotter oder Kormorane, kann dies aber leider auch wieder zunichtemachen.
Generell ist aber wichtig keinen blinden Aktionismus zu betreiben, sondern es braucht im Vorfeld eine Defizitanalyse. Diese muss klären, was dem Gewässer im konkreten Fall fehlt bzw. wo der Flaschenhals für den Fischbestand liegt.
Durch solche Projekte und Initiativen sorgt der Tiroler Fischereiverband gemeinsam mit den lokalen Fischerinnen und Fischern für gesunde Fischbestände und intakte Gewässerlebensräume.
Bau & Platzierung von Totholzbündeln
Hier dürfen wir auf den „Fischprofessor“ Dr. Robert Arlinghaus und dessen Leitfaden zu diesem Thema verweisen:
Ein Dank gilt:
Wir dürfen uns im Besonderen bei den pikehunters_austria für ihr Engagement und Herzblut bedanken. Ohne das Zutun von ihnen und der Bewirtschafterin wäre ein solches Projekt in dieser Form nicht realisierbar gewesen.
Das Einbringen von Totholz war eine Maßnahmenempfehlung der Studie „Seen im Tiroler Unterland – Konzepte für habitatverbessernde Maßnahmen“. Die Studie wurde vom Land Tirol finanziell gefördert.