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In den Vereinigten Staaten haben die Fischereiorganisationen Institute for Fisheries Resources (IFR) and The Pacific Coast Federation of Fishermen’s Associations (PCFFA) eine Klage gegen führende Reifenhersteller wie Goodyear, Michelin und Bridgestone eingereicht. Grund dafür ist die Verwendung der Chemikalie 6PPD in Reifen. Freigesetzt durch den Reifenabrieb reagiert die Chemikalie mit Ozon und verwandelt sich in das hochtoxische 6PPD-Chinon. Diese Substanz hat verheerende Auswirkungen auf die aquatische Umwelt, insbesondere auf Lachse und Steelhead-Forellen. Viele andere Fischarten und verschiedene Wassertiere scheinen aber ebenfalls betroffen zu sein. Glen Spain, Geschäftsführer der klagenden Fischereiorganisationen, streicht schockiert hervor: „6PPD-Chinon ist die zweitgiftigste jemals getestete Chemikalie für Wasserlebewesen“! Das Umweltgift gelangt u. a. über Straßenabwässer in nahegelegene Bäche und Flüsse.
Auswirkungen auf die Fischereiindustrie
Das massenhafte Sterben der Lachse stellt eine erhebliche Bedrohung für die Fischerei dar. Lachse sind eine zentrale Einkommensquelle für viele Fischer, und ihr Rückgang könnte weitreichende wirtschaftliche Folgen haben. Der Verlust dieser Fischarten bedeutet nicht nur den Verlust einer Nahrungsquelle, sondern auch das Verschwinden von Arbeitsplätzen und wirtschaftlicher Sicherheit für viele Gemeinden.
Forderungen der Kläger
Die zwei Fischereiorganisationen fordern ein sofortiges Verbot der Verwendung von 6PPD in Reifen sowie die Entwicklung und Einführung sicherer Alternativen. Sie argumentieren, dass die Reifenindustrie in der Verantwortung steht, umweltfreundlichere Lösungen zu finden, um die aquatischen Ökosysteme zu schützen. Zudem hätte die Reifenindustrie schon länger gewusst, dass Alternativen entwickelt werden müssen. Die Kläger hoffen, durch ihre rechtlichen Schritte nicht nur die Umwelt, sondern auch ihre berufliche Existenz langfristig sichern zu können.
Standpunkt Tiroler Fischereiverband
Die Reifenindustrie agiert global, daher ist es naheliegend, dass auch bei uns dieses Umweltgift auf den Straßen haftet und über Straßenabwässer und Räumschneeeinbringungen in die Gewässer gelangt. Das Umweltbundesamt ist sich der Gefahr bewusst und hat deshalb unlängst eine Methode zur Bestimmung von p-Phenylendiaminen (PPDs) und deren Oxidationsprodukten wie 6PPD-Chinon entwickelt, um deren Stoffradar zu verbessern.
Als Landesfischereiverband sprechen wir uns seit Jahren vehement dagegen aus, dass Jahr für Jahr tonnenweise Räumschnee von vielbefahrenen Straßen in unsere Gewässer entsorgt wird. Die Fischerei hat gewisse Standards bei den Räumschneeeinbringungen erzielt, dennoch werden trotz der aktuellen Studienlage und des Wissens über den toxischen Reifenabrieb nach wie vor Räumschneeeinbringungen behördlich genehmigt. Für uns als Landesfischereiverband ist diese Behördenpraxis nicht nachvollziehbar und bedenklich. In Deutschland gilt beispielsweise ein generelles Verbot, Schnee in oberirdische Gewässer einzubringen. In Oberösterreich ist die Entsorgung von verunreinigtem Schnee von Verkehrsflächen in die Gewässer ebenfalls verboten.
Positiv stimmt uns, dass im Zuge eines Gerichtsverfahrens am Verwaltungsgerichtshof das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus selbst zu Protokoll gab, dass die gewässer- und fischökologischen Auswirkungen der Schneeeinbringung nicht abschätzbar sind. Deshalb dürfe die Einbringung von Straßenräumschnee nur als Ausnahme geschehen.
In puncto Straßenabwässer und Oberflächenwässer ist es unserer Ansicht nach höchst an der Zeit zu überprüfen, ob die bisher getroffenen Maßnahmen ausreichend sind, um unsere Gewässerökosysteme vor dem Umweltgift zu schützen.
Nähere Informationen finden sich auf https://earthjustice.org/press/2023/u-s-fishing-groups-sue-tire-manufacturers-over-6ppd-impacts-on-salmon-steelhead oder auch auf https://www.tiroler-fischereiverband.at/news/toedlicher-giftcocktail-fuer-fische-in-strassenabwaessern-und-raeumschnee/ .